Das Kabinett Bismarck/Roon bildete vom 23. September 1862 bis 30. März 1890 das von König Wilhelm I. und seinen Nachfolgern Friedrich III. und Wilhelm II. berufene Preußische Staatsministerium. Nach dem Scheitern der Vorgängerregierung am Preußischen Verfassungskonflikt mit der liberalen Kammermehrheit um die Mitbestimmung des Landtags in Militärangelegenheiten und grundsätzlich um die Parlamentarisierung Preußens, setzte Wilhelm I. mit Otto von Bismarck einen Konfliktminister ein. Bismarck beendete den Verfassungskonflikt erfolgreich für die Krone durch die Erfolge seiner Politik in den Kriegen gegen Dänemark 1864 und Österreich und seine deutschen Verbündeten 1866, die es ihm ermöglichten die nachträgliche Steuerbewilligung im Indemnitätsgesetz als Versöhnungsangebot an die Liberalen durch das Abgeordnetenhaus bewilligt zu bekommen. Der rechte Teil der Liberalen spaltete sich nun als Nationalliberale Partei von der Fortschrittspartei ab und unterstützte ihn fortan. In der Amtszeit des Kabinetts gelang 1871 die Deutsche Reichsgründung unter preußischer Hegemonie, die allerdings auch die Einordnung Preußens als Bundesstaat in das Reich bedeutete. Albrecht von Roon löste Bismarck während des Jahres 1873 als preußischer Ministerpräsident ab, um den Reichskanzler zu entlasten. Diese Ämtertrennung bewährte sich allerdings nicht, sodass Bismarck schon Ende 1873 wieder in das Ministerpräsidentenamt zurückkehrte.

Ab 1869 wurden Bundes- bzw. Reichsbeamte zu Ministern ohne Ressort ernannt, damit sie an Sitzungen des Staatsministeriums teilnehmen durften, an denen Bundes- bzw. Reichsangelegenheiten auf der Tagesordnung standen. Sie sind als reine Titularminister zu verstehen und ihre Ernennung als Lösung für die Probleme, die sich aus der nun notwendigen Verklammerung der Politik von Preußen und Reich ergaben. Die hier angegebenen Amtszeiten beziehen sich nur auf die Zeit als preußische Minister, die von der Amtszeit im Bund bzw. Reich abweichen kann.

Literatur

  • Rainer Paetau (Bearb.): Acta Borussica: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Hrsg.: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Band 5 (10. November 1858 – 28. Dezember 1866). Georg Olms, Hildesheim, ISBN 3-487-11002-4, S. 421–423 (2001). 
  • Rainer Paetau/Hartwin Spenkuch (Bearb.): Acta Borussica: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Hrsg.: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Band 6/II (3. Januar 1867 – 20. Dezember 1878). Georg Olms, Hildesheim, ISBN 3-487-11826-2, S. 760–762 (2004). 
  • Hartwin Spenkuch (Bearb.): Acta Borussica: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Hrsg.: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Band 7 (8. Januar 1879 – 19. März 1890). Georg Olms, Hildesheim, ISBN 3-487-11004-0, S. 508–510 (1999). 

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