Die Armée catholique et royale de Vendée auch Grande Armée genannt (Katholische und königliche Armee der Vendée) war die Truppe der Konterrevolutionäre, die während des Aufstandes in der Vendée gegen die Zentralregierung eingesetzt wurde. Sie war in drei Teile aufgegliedert:
- die „Katholische und königliche Zentralarmee“ (Armée catholique et royale du Centre)
- die „Katholische und königliche Armee des Anjou und Haut-Poitou“ (Armée catholique et royale d’Anjou et du Haut-Poitou)
- die „Katholische und königliche Armee des Bas-Poitou“ (Armée catholique et royale du Bas-Poitou) – diese war jedoch nur gelegentlich involviert.
Die wichtigsten militärischen Führer waren:
- Jacques Cathelineau
- Charles Melchior Artus de Bonchamps
- Maurice Joseph Louis Gigost d’Elbée
- François Athanase de Charette de la Contrie
- Henri de La Rochejaquelein
- Louis de Salgues de Lescure
- Jean-Nicolas Stofflet
- Jacques-Nicolas de Fleuriot de La Freulière
- Charles de Royrand
- Charles Sapinaud de La Rairie
- Antoine-Philippe de La Trémoille
Namensgebung
Als sich die Vendée Mitte März 1793 erhob, bezeichneten sich die Rebellengruppen, die unter dem Kommando von Charles Artus de Bonchamps standen, als „Christliche Armee“. Ende des Monats erschienen jedoch auch andere Bezeichnungen: „Katholische und römische Armee“ sowie „Katholische und königliche Armee“. Bereits im Jahre 1792, als er das dritte Feldlager in der Nähe von Jalès im Bas-Languedoc vorbereitete, hatte der Comte François-Louis de Saillans den Titel eines „Generals der Christlichen und königlichen Armee des Ostens“ (Général de l’Armée chrétienne et royale de l’Orient) für sich reklamiert (der Historiker Claude Petitfrère sieht in allen diesen wohlklingenden Titeln und Bezeichnungen jedoch keinen Volkswillen, sondern eher, dass sie alle von gleichgesinnten Adeligen geprägt wurden).
Im Laufe des Jahres 1793 waren mehrere Armeen zu unterscheiden: die „Armée de Charte“ (Charte-Armee) im „Marais breton“ (ein Küstenstreifen in der Vendée); die „Armée catholique et royale d’Anjou et du Haut-Poitou“ (Katholische und königliche Armee des Anjou und des Haut-Poitou) und die „Armée du Bas-Poitou et du Pays de Retz“ (Armee des Bas-Poitou und des Pays de Retz) südlich der Loire.
Die Gruppen der Chouans, die sich nördlich der Loire während des Virée de Galerne den Truppen aus der Vendée anschlossen, führten den Namen „Armée catholique et royale du Bas-Anjou et de la Haute-Bretagne“ (Katholische und königliche Armee des Bas-Anjou und der Haute-Bretagne).
Trotz dieser pompösen Titel waren es nur mehr oder weniger bewaffnete Gruppierungen, die sich um einen Anführer scharten, der auf Grund seiner Autorität an der Spitze stand.
Die einzigen Einheiten mit fast permanenter Existenz und einer gewissen Organisation waren die Angehörigen der verschiedenen Kirchsprengel auf dem Lande. Sie setzten sich aus Verwandten, Freunden oder Nachbarn zusammen, die ihre Hauptmänner wählten. Während zwei Drittel aller Aufständischen Bauern waren, machten sie jedoch nur die Hälfte der Angehörigen dieser Einheiten aus. Der Rest waren Handwerker, Ladenbesitzer und einige Weber aus dem Mauges.
Die Schwachpunkte dieser Armee waren die nur rudimentär vorhandenen Sanitäts- und Versorgungsdienste sowie der Mangel an ständig verfügbaren Kämpfern, obwohl sie durch den Zulauf von republikanischen Deserteuren, durch Zöllner, Steuereintreiber sowie durch Deutsche und Schweizer, die die reguläre Armee verlassen hatten, immer wieder Ersatz erhielt. Die Ausrüstung und die Munitionsvorräte waren ebenfalls unzureichend. Die Kavallerie existierte nicht in der Realität, beritten waren nur die adeligen Führer, einige Wildhüter und Angehörige der Steuerbehörde sowie Bauern und Müller, die auf Zugpferden aufgesessen waren. Um die Artillerie war es ebenfalls schlecht bestellt, man verfügte nur über einige mittelalterliche Kanonen, die man aus den Burgen geholt hatte, dazu kamen einige Feldgeschütze, die von den Republikanern erbeutet worden waren. Man war daher nicht in der Lage, sich in einer offenen Feldschlacht zu stellen oder in die Mauern einer Stadt Breschen zu schlagen, was man bei der Belagerung von Granville (Manche) leidvoll erfahren musste.
Nach der Schlacht bei Savenay hatte die auf Papier wiederhergestellte Armee weniger als jemals zuvor eine tatsächliche Existenz, und der Aufstand mit dem Versuch der Wiederherstellung der Bourbonenmonarchie wandelte sich zum Kleinkrieg der Chouannerie.
Generäle der Vendéearmee
Organisation der Truppe
März bis Juni 1793
- Division Saint-Florent-le-Vieil, 12.000 Mann
- Kommandant: General Charles Artus de Bonchamps
- Kommandant: General Jacques Cathelineau
- Division Cholet und Beaupréau, 9000 Mann
- Kommandant: General Maurice Gigost d’Elbée
- Division Maulévrier, 3000 Mann
- Kommandant: General Jean-Nicolas Stofflet
- Division Châtillon-sur-Sèvre, 7000 Mann
- Kommandant: General Henri du Vergier de La Rochejaquelein
- Division Bressuire, 6000 Mann
- Kommandant: General Louis de Salgues de Lescure
- Division Argenton-les-Vallées, 2000 Mann
- Kommandant: General Dominique Jaudonnet de Laugrenière
- Division Loroux, 3000 Mann
- Kommandant: General François de Lyrot de La Patouillère
- Kavallerie
- Kommandant: General Jean-Louis de Dommaigné
Juni/Juli 1793
- Armée catholique et royale de Vendée
- Kommandant: Generalissimus Jacques Cathelineau († 1793, in der Schlacht bei Nantes tödlich verwundet), Nachfolger:
- Kommandant: Generalissimus Maurice Gigost d’Elbée
- Stabschef: Jean-Nicolas Stofflet
- Kavallerie
- Kommandant: General Jean-Louis de Dommaigné († 1793 in der Schlacht bei Saumur), Nachfolger:
- Kommandant: General Antoine-Philippe de La Trémoille de Talmont
- Stellvertreter: General Henri Forestier
- Artillerie
- Kommandant: General Gaspard de Bernard de Marigny
- Division Anjou
- Kommandant: General Charles Artus de Bonchamps
- Stellvertreter: Charles Marie de Beaumont d’Autichamp
- Division Poitou
- Kommandant: General Louis de Salgues de Lescure
- Stellvertreter: Henri du Vergier de La Rochejaquelein
- Division du Centre
- Kommandant: General Charles de Royrand
- Stellvertreter: Chevalier de Cumont
- Division Basse-Vendée
- Kommandant: General Guy Joseph de Donnissan
Juli bis Oktober 1793
- Armée catholique et royale de Vendée
- Oberkommandierender: Maurice Gigost d’Elbée
- Stabschef: Jean-Nicolas Stofflet
- Generalgouverneur: Guy Joseph de Donnissan
- Stellvertreter: Charles de Royrand
- Kavallerie
- Kommandant: General Antoine-Philippe de La Trémoille
- Stellvertreter: Henri Forestier
- Artillerie
- Kommandant: General Gaspard de Bernard de Marigny
- Stellvertreter: du Perrault
- Armée von Angers und bretonische Kompanien
- Kommandant: General Charles Artus de Bonchamps
- Armée von Anjou
- Kommandant: General Louis de Salgues de Lescure
- Armée des Poitou
- Kommandant: General Henri du Vergier de La Rochejaquelein
- Armée des Bas-Poitou und Pays de Retz
- Kommandant: General François-Athanase de Charette de La Contrie
November/Dezember 1793
- Armée catholique et royale de Vendée
- Oberkommandierender: General Henri de La Rochejaquelein
- Generalgouverneur: Guy Joseph de Donnissan
- Stabschef: Jean-Nicolas Stofflet
- Generaladjutant: Augustin de Hargues
- Stellvertreter: Chevalier de Duhoux
- General-Zahlmeister: de Beauvollier l’aîné
- Pionierkommandant: d’Obenheim
- Divisionsgeneral: des Essarts
- Stellvertreter: Chevalier de Beauvollier
- Kavallerie
- Kommandant: General Antoine-Philippe de La Trémoille
- Stellvertreter: Henri Forestier
- Artillerie
- Kommandant: General Gaspard de Bernard de Marigny
- Stellvertreter: de Perrault
- Division Angers und bretonische Kompanien
- Kommandant: General Jacques Nicolas Fleuriot de La Fleuriais
- Stellvertreter: Charles de Beaumont d’Autichamp
- Division Anjou
- Kommandant: General Piron de La Varenne
- Stellvertreter: Pierre-Louis de La Ville-Baugé
- Zentrumsdivision
- Kommandant: General Charles de Royrand
Die Vendéens
Die Bauernsoldaten
Die royalistischen Aufständischen (Vendéens), von den Republikanern Briganten genannt, kamen ursprünglich:
- im Süden aus dem Département Maine-et-Loire
- im Norden zu zwei Dritteln aus dem Département Vendée
- im Norden aus dem Département Deux-Sèvres
- im Süden aus dem Département Loire-Atlantique
somit waren die Provinzen Poitou, Anjou und Bretagne betroffen. Das von den Royalisten besetzt gehaltene Gebiet wurde als „Vendée militaire“ bezeichnet.
Pierre-Suzanne Lucas de La Championnière, ein Offizier der „Katholischen und königlichen Armee von Bas-Poitou und Pays de Retz“, berichtet auch über den Mentalitätsunterschied der einzelnen Gebiete der Vendée; zwischen den „Paydrets“ aus den „Pays de Retz“ sowie den „Angevins“ aus dem Anjou einerseits und den „Haut-Poitevins“ aus dem Poitou andererseits. Er schrieb:
Die große Mehrheit der Vendée-Aufständischen waren Bauern, die lediglich mit Sensen bewaffnet waren, da es für die meisten kein Gewehr gab. Eine große Anzahl von Handwerkern und Webern unter ihnen, besonders aus den Mauges, bewaffneten sich mit allem, was irgendwie geeignet erschien.
Im Falle einer direkten Bedrohung konnte die Mobilisierung der Bevölkerung der aufständischen Territorien jedoch umfangreiche Dimensionen annehmen, so zum Beispiel während der Schlacht bei Chemillé. Das Alter der Aufständischen, die hier registriert wurden, reichte von elf bis 67 Jahre. Das Durchschnittsalter der Vendée-Aufständischen lag zwischen 25 und 30 Jahren.
Unter den Vendée-Kämpfern gab es auch einige Frauen, die bekannteste war die aus einfachen Verhältnissen stammende Renée Bordereau, genannt „l’Angevin“. Es ist bekannt, dass die „Charette-Armee“ einige „Amazonen“ in ihren Reihen hatte, darunter auch Céleste Bulkeley, eine Adelige aus Angers.
Während des Galerne-Marsches gaben sich die Offiziere jedoch individuelle Abzeichen: Die Generäle und Offiziere des Rates trugen weiße Feldbinden mit Knoten unterschiedlicher Farbe um die Hüfte. So führten La Rochejaquelein und Donnissan eine schwarze Schleife, Stofflet eine rote und Marigny eine blaue. Die ihnen beigestellten niedrigeren Offiziere trugen einen weißen Schal am linken Arm.
Die Kavallerie
Einige Aufständische, hauptsächlich Müller, bildeten auch eine Kavallerie von zweifelhaftem Wert. Diese Reiter wurden spöttisch „Marchands de cerises“ (Kirschenhändler) genannt.
Der Zustand der Kavallerie war nicht anders als in der „Armée du Marais“ im August 1793:
Reguläre Truppen
Es wurden einige reguläre Truppenteile aufgestellt, die als Elite eingesetzt wurden. Charles de Bonchamps organisierte einige Kompanien Infanterie und Kavallerie auf seine eigenen Kosten. In dieser Truppe war die Infanterie mit grauen und die Kavallerie mit grünen Uniformen ausgestattet.
Die Bewohner der Vendée verließen ihre Häuser jedoch nicht zu lange. Nach einigen Tagen des Kampfes „wechselten sie ihre Hemden“ (changeaient de chemise). Sie verließen die Armee, um in ihre Dörfer zurückzukehren, wodurch keine Garnison aufrecht gehalten werden konnte. Mehrere eroberte Städte wie Angers, Saumur, Thouars und Fontenay-le-Comte mussten nach und nach aufgegeben werden und fielen den Republikanern kampflos in die Hände.
Um diesen Nachteil zu überwinden, wurden reguläre Truppen aus republikanischen Deserteuren und Aufständischen von außerhalb der Vendée rekrutiert, vor allem aus dem Anjou, aus dem Norden von Maine-et-Loire und Bretonen aus dem Département Loire-Atlantique, insgesamt zwischen 6000 und 10.000 Mann. Mehrere der späteren Offiziere der Chouannerie, speziell Georges Cadoudal, Pierre-Mathurin Mercier la Vendée, Marie Paul de Scépeaux de Bois-Guignot, Jean Terrien, Joseph-Juste Coquereau und Louis Courtillé, kamen aus dieser Truppe.
Zu den regulären Vendée-Truppen zählten auch viele Ausländer. Im November 1793 zur Zeit des Galerne-Marsches schrieb Jacques Léonard Laplanche, ein Republikaner, in einem Brief an die Nationalversammlung: „Ein Bürger, den sie gefangen genommen hatten, überließ mir Details, die ich Ihnen übermittle, er blieb lange Zeit bei ihnen und stellte fest, dass die Anzahl der Ausländer mindestens der der französischen Rebellen entsprach, in ihrer Armee befanden sich unter anderem Russen, Polen, Deutsche und viele Juden.“
Unter den ausländischen Soldaten, die sich dem Aufstand anschlossen, waren Deutsche vom Régiment de La Marck, die Légion germanique, dazu ein Bataillon von 600 Schweizern und Angehörige der Gardes suisses.
Victoire de Donnissan de La Rochejaquelein schrieb dazu:
Die Chouans der Petite Vendée
Während des Galerne-Marsches hatten sich einige hundert Bretonen von der Ille-et-Vilaine und aus dem Département Mayenne der Grafschaft Maine den Vendéens angeschlossen und sich den Namen „Petite Vendée“ (Kleine Vendée) gegeben. Die Bretonen wurden von Hippolyte Putod kommandiert. Eine Anzahl der späteren Anführer der Chouannerie diente hier, so Jean Chouan, Aimé Picquet du Boisguy, Jean-Louis Treton, genannt „Jambe d’Argent“, Michel Jacquet, genannt Taillefer, Robert Julien Billard de Veaux und Michel-Louis Lecomte.
Die Priester und die Religion
Die Priester, die den republikanischen Eid verweigert hatten, waren an den Kämpfen nicht direkt beteiligt. Nur wenige von ihnen saßen in den royalistischen Gremien, sie beschäftigten sich hauptsächlich mit der Korrespondenz. Aktive Teilnahme an den Kämpfen war selten, da die Aufständischen es missbilligten, wenn Priester mit der Waffe in der Hand auftraten.
Hospitäler
→ Armée catholique et royale de Normandie
Literatur
- Émile Gabory: Les Guerres de Vendée. Robert Laffont, 2009.
- Claude Petitfrère: Armée catholique et royale. In: Albert Soboul (Dir.): Dictionnaire historique de la Révolution française. PUF, Paris 1989. Neuausgabe: Quadrige, 2005, S. 33–34.
- Manuel Jobard, Jacques Hussenet (Dir.): « Détruisez la Vendée ! » Regards croisés sur les victimes et destructions de la guerre de Vendée. Centre vendéen de recherches historiques, La Roche-sur-Yon 2007.
- Victoire de Donnissan de La Rochejaquelein: Mémoires de Madame la marquise de la Rochejaquelein. 6. Auflage. 1848 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Archives parlementaires de 1787 à 1860. Band 79 (Digitalisat auf Gallica).
Weblinks
- Christine Duranteau: Du paysan catholique au soldat paysan – La Vendée en armes
- Drapeaux de l’armée vendéenne
- Les vétérans des guerres de Vendée, 62 portraits dessinés par David d’Angers
Fußnoten



